• WALD BILDER
  • INUIT / GRÖNLAND
  • ARBEITEN FOTOGRAFIE UND FILM
  • ÜBER MICH
  • BLOG / TAGEBUCH
  • Cover
Menu

Markus Bühler

Fotograf | 8045 Zürich | Grubenstrasse 45 | makorsi@bluewin.ch | +41 79 238 90 69
  • WALD BILDER
  • INUIT / GRÖNLAND
  • ARBEITEN FOTOGRAFIE UND FILM
  • ÜBER MICH
  • BLOG / TAGEBUCH
  • Cover

Vanishing Thule

01_A1_GRL1453_RGB.jpg
05_W2_GRL1218_RGB.jpg
06_W2_GRL1224_RGB.jpg
07_W2_GRL0062_RGB.jpg
10_W2_GRL1461_RGB.jpg
09_W2_GRL2120_RGB.jpg
12_W3_GRL1932_RGB.jpg
11_W3_GRL1919_RGB.jpg
13_W3_GRL1995_RGB.jpg
08_W2_GRL1516_RGB.jpg
14_W3_GRL2236_RGB.jpg
16_W3_GRL2305_RGB.jpg
15_W3_3L0Q9232_RGB.jpg
17_W3_GRL2784_RGB.jpg
19_W3_GRL1117_RGB.jpg
20_W3_GRL2976_RGB.jpg
18_W3_GRL2987_RGB.jpg
23_W3_GRL3117_RGB.jpg
25_W3_3L0Q8027_RGB.jpg
21_W3_GRL2619_RGB.jpg
22_W3_GRL0375_RGB.jpg
24_W3_GRL1180_RGB.jpg
30_B4_3L0Q7786_RGB.jpg
29_B4_GRL0600_RGB.jpg
03_A2_3L0Q8326_RGB.jpg
04_A2_3L0Q7297_RGB.jpg
33_C2_3L0Q7582_RGB.jpg
32_C2_3L0Q7364_RGB.jpg
35_C4_GRL1134_RGB.jpg
28_B2_GRL2997_RGB.jpg
36_C4_3L0Q8141_RGB.jpg
26_B2_GRL2707_RGB.jpg
34_C2_GRL1550_GRL1551_RGB.jpg
27_B2_3L0Q7519_3L0Q7520_RGB.jpg
37_C4_3L0Q7154_3L0Q7155_RGB.jpg
02_A2_3L0Q7804_3L0Q7805_RGB.jpg
31_B4_3L0Q7510_3L0Q7511_RGB.jpg

Vanishing Thule Museum Nonam,Seefeldstrasse 317, Zürich

Einladung_Vanishing_thule-1.jpg
_W9A4348.jpg
_W9A4361.jpg
_W9A4432.jpg
_W9A4449.jpg
_W9A4454.jpg
_W9A4390.jpg
_W9A4406.jpg
_W9A4472.jpg
_W9A4488.jpg
_W9A4534.jpg
MBR_4051.jpg
MBR_4053.jpg
MBR_4059.jpg
MBR_4080-2.jpg
MBR_4106.jpg
MBR_4065.jpg
MBR_4072-2.jpg
MBR_4076.jpg
MBR_4109.jpg
MBR_4095 Kopie.jpg
MBR_4055.jpg
MBR_4019.jpg
MBR_4041.jpg
MBR_4024.jpg
MBR_4047.jpg
MBR_4026-2.jpg
MBR_4033.jpg
MBR_4049.jpg
MBR_4115-2.jpg
IMG_0303 Kopie.jpg
IMG_0305.JPG
IMG_0306.JPG
IMG_0309.JPG
IMG_0310.JPG
IMG_0311.JPG
MBR_4135.jpg
MBR_3875.jpg

Projekt Inuit "Leben am Rande der Welt

Vanishing Thule

 

Von Markus Bühler-Rasom

 

Die Stadt Qaanaaq, einsam und kalt, erreiche ich Ende September 2010. Zwei Tage später setzt der Winter ein, es schneit, zuerst nur leise und dünn, dann heftig. Dieser Schnee, täglich mächtiger, wird den Ort bis im nächsten Sommer belagern - doch das Meer, jetzt im Oktober, ist noch eisfrei. Nicht wie einst - während Jahrhunderten.

„Das Eis“, sagt Lars Jeremiassen, 62 Jahre alt, einer der wenigen Berufsjäger in Qaanaaq, „das Eis ist die grosse Unbekannte.“ Vor zehn, fünfzehn Jahren noch, sagt Lars, habe er, um seine Leine ins Wasser zu bringen, durch zwei Meter dickes Eis ein Loch schlagen müssen, sogar eine Treppe habe man ins Eis gehämmert, um das Wasser zu erreichen und damit die Fische.

„Und heute ist das Eis noch halb so dick.“

Der Bezirk Thule mit seiner Hauptstadt Qaanaaq ist der nördlichste Punkt auf Erden, der von Menschen bewohnt ist. Achthundert Menschen leben in der Stadt und ihrer Umgebung, die meisten sind Inuit, ein Volk von Jägern, Fischern, Sammlern, nur wenige Dänen harren hier aus im Nordwesten von Grönland.

Magssanguaq Jensen verbringt seine alten Tage vor dem Fenster am Hafen, schweigt stundenlang und schaut hinaus auf die See, die ihm zum Rätsel wurde. Magssanguaq, sein Leben lang Jäger, ist nun fünfundachtzig und versteht die Welt nicht mehr. Keine zwanzig Jahre sind es her, seit er und seine Freunde auf Hundegespannen übers Eis zogen, bereits im Oktober – und nun ist da draussen nichts als munteres Wasser.

„Am 24. Oktober, wenn die Sonne für Monate ein letztes Mal untergeht, war das Meer jeweils eine feste Fläche“, knurrt der Mann und zeigt auf den Strand.

„Nicht mal der Strand“, sagt Magssanguaq, „gefriert jetzt noch.“

Das habe er noch nie gesehen. Verrückt.

Manchmal setzt sich Tateraaq Qaerngaq zu ihm, fünf Jahre jünger. Sie schweigen und reden, schauen hinaus und wundern sich über die neue Zeit, die verlorene Welt. Auch Tateraaq ist froh, ein Greis zu sein, der nicht mehr zur Jagd ausfährt. Früher, ja, da war alles anders, einfacher, klarer. Früher zog er allein im Kajak übers Meer und begriff die Winde und Wellen.

„Heute verstehe ich das Wetter nicht mehr“, sagt er leise und schüttelt den Kopf.

Allein zur Jagd zu fahren, das sei jetzt lebensgefährlich.

Dann erzählt er, wie sie einst in Hundegespannen neunhundert Kilometer weit in den Süden reisten, nichts als Eis - heute undenkbar. Und selbst in die umgekehrte Richtung, nach Norden, werde der Weg immer schwieriger. Oft müsse man über die Gletscher des Inlandeises fahren, weil das Meereis unsicher sei, brüchig, heimtückisch.

„In Etah, weiter nördlich“, holt der Alte aus, „vergruben wir im Spätsommer jeweils unsere Fleischvorräte unter Steinen, damit wir im Winter, wenn wir dort jagten, einen Notvorrat hatten. Heute verfault das Fleisch, bevor es gefriert.“

Das Glück der frühen Geburt hat Gedion Kristiansen nicht, er ist zweiundvierzig und muss, will er überleben, auf die Jagd. Und die wird ständig schwieriger. Vor zwei Jahren zog er mit Angiit Umaq los. Sie übernachteten in einer Hütte. Doch in der Nacht, wie noch nie zuvor seit Menschengedenken, ging plötzlich ein Riss durchs Eis, Gedion und Angiit rannten los, trieben die Hunde an, eine Fahrt um Leben und Tod. Gedion hatte Glück und rettete sich knapp auf sicheren Boden, Angiit aber, mitsamt seinen Hunden, sass auf der Scholle fest und trieb hinaus aufs Meer. Zurück in Qaanaaq, alarmierte Gedion die Polizei. Die schickte einen Helikopter los. Doch der kehrte, weil das Wetter so schlecht war, bald um, versuchte es am nächsten Morgen wieder. Man entdeckte Angiit und seine Hunde in der Nähe von Herbert Island, fünfunddreissig Kilometer vom Ort entfernt, wo er übernachtet hatte. Wieder war Sturm. Und den Rettern gelang es, nur Angiit aus dem Eis zu holen, nicht aber die Hunde und den Schlitten. Sie wurden nie mehr gesehen.

 

Wenig ist wie einst im höchsten Norden: Gefror das Meer vor zwanzig Jahren bereits im Oktober und blieb dann hart und sicher bis Ende Juli, so gefriert es jetzt erst im Dezember und bricht schon Anfang Juni wieder auf. Reisen übers Eis sind unwägbar geworden. Nicht nur für die Menschen. Auch den Tieren setzt das Ungewohnte zu. Bis anhin brachten Robben ihre Jungen in Eishöhlen zur Welt, meist entlang der Packeiskanten. Diese Höhlen waren bedeckt mit Schnee, boten den Jungen einen gewissen Schutz, zumal Eisbären sie so kaum witterten. Nun aber, in Zeiten des dünnen Eises, brechen die Neugeborenen oft durch und ertrinken. Lars Jeremiassen, Berufsjäger, hat schon beobachtet, wie Robben, um jede Sicherheit gebracht, ihre Nachkommen auf nacktem Eis gebaren. Der sichere Tod. Erfrieren die Jungen nicht während der Nacht, werden sie, zumindest in Küstennähe, die leichte Beute von Eisbären, Füchsen oder Raben.

„Auch Belugas, Kleinwale“, sagt Lars, „schwimmen nicht mehr jedes Jahr hierher, manche Vögel kommen früher als einst, auch die Eier legen sie früher, andere bleiben mittlerweile den ganzen Winter hier.“

Und doch, sagt er dann, sei das Ganze so absonderlich hoffentlich nicht, eine Phase vielleicht, eine dumme Eskapade des Klimas oder der Geister. Denn vor langer Zeit, vor Lars’ Geburt, hätten da drüben in der Mellville Bay bei Savissivik noch Moschusochsen gelebt und Rentiere, heute aber sei es dort so kalt, dass nur Eisbären überdauerten.

„Wir werden lernen, mit dem Neuen umzugehen. Auch die Tiere werden es lernen. Wir müssen.“

 

Was den Jägern von Qaanaaq wirklich Angst macht, ist die Politik, vielmehr die grönländische Regierung. Die hoffe, vermuten die Jäger, auf plötzlichen Reichtum, erwirkt von den vielen Bodenschätzen, die nun, in Zeiten der Schmelze, bald aus der Erde Grönlands gefördert werden könnten. Und wäre Grönland endlich reich, könnte es unabhängig werden vom Mutterland Dänemark. Angst macht den Jägern, dass die Regierung, gerade weil sie Grönland in die Unabhängigkeit führen will und deshalb vom Wohlwollen anderer Staaten abhängt, vor allem der europäischen, auf Druck eben dieser Staaten Jagdquoten festsetzt, so niedrig, dass kaum ein Jäger noch überleben kann.

„Es gibt doch genügend Tiere hier“, schimpft Gedion Kristiansen, „mehr als genug.“

Schon lange, wettert Gedion, bevor Greenpeace den Handel mit Robbenfellen weltweit zu Fall gebracht habe, hätten die Inuit nie mehr gejagt als nötig, dieses Ausbeutungs- und Ausrottungsdenken stamme aus Europa, wo man Tiere ihr kurzes qualvolles Leben lang gefangen halte, um dann nur Teile davon zu gebrauchen und den Rest wegzuschmeissen.

„Das ist uns fremd.“

 

Lars Jeremiassen, Gedion Kristiansen, Magssanguaq Jensen, Tateraaq Qaerngaq: Sie waren und sind Jäger am Ende der Welt. Als Knabe, vom Vater angeleitet, erlegten sie eine erste Robbe. Ab vierzehn wurde das Jagen zu ihrem Beruf.

Und jeder hat einen Sohn oder zwei oder drei. Doch keiner wird je Jäger sein.

Keiner will mehr Jäger sein.

 

 

3L0Q7786.jpg
10.jpg
3L0Q8326.jpg
3L0Q7076.jpg
3L0Q7364.jpg
gh Kopie.jpg
4512_22_RGB.jpg
3976_10.jpg
1405_08_4f_SW.jpg
1406_02_4f_SW.jpg
1405_16_4f_SW.jpg
3970_18.jpg
gedion erlegt robbe.jpg
Gedion und Mikili suchen walrosse.jpg
4000_03.jpg
1406_25a_4f_SW.jpg
Gedion sucht wahlrosse.jpg
5014_18.jpg
5054_09.jpg
4518_05a.jpg
4528_12.jpg
4005_16.jpg
3L0Q9232.jpg
4522_07.jpg
1406_13a_4f_SW.jpg
3990_21.jpg
4589_03.jpg
1389_33_4f_SW.jpg
1402_35_4f_SW.jpg
3363_08.jpg
2824_20_4f_SW.jpg
3305_14.jpg
2843_18_4f_SW.jpg
3270_30.jpg
3270_16.jpg
3323_29.jpg
3275_34.jpg
3334_26.jpg
3334_33.jpg
3318_29.jpg
1352_12_4f_SW.jpg
1344_44_4f_SW.jpg
4019_33.jpg
4019_26.jpg
4049_11 Kopie.jpg
4582_05 Kopie.jpg
5816_09 Kopie.jpg

Thule Spirit (Gefilmte Fotografie)

150016_Vanishing_Thule_Filmografie_1080p
150016_Vanishing_Thule_Filmografie_Treibeis_1080p
prev / next
Back to INUIT / GRÖNLAND
MBR_129.jpg
37
Vanishing Thule
MBR_001.jpg
38
Vanishing Thule Museum Nonam,Seefeldstrasse 317, Zürich
4589_03.jpg
47
Projekt Inuit "Leben am Rande der Welt
150016_Vanishing_Thule_Filmografie_1080p
3
Thule Spirit (Gefilmte Fotografie)

Powered by Squarespace